Über die Besonderheiten, die die Beziehungen eines Präsidenten und eines
Fachbereichs über Jahrzehnte geprägt haben
1. Die Besonderheiten
Es war immer eine besondere Beziehung zwischen dem Präsidenten Prof. Dr.-Ing. Rolf Dalheimer und dem Fachbereich Maschinenbau und Produktion (ehemals Maschinenbau und Chemieingenieurwesen). Die Frage, ob es Analogien in Naturwissenschaft und Technik dafür gibt, kann eindeutig mit "Ja" beantwortet werden: Reibung und Balance. Es gab aber auch eine besondere personelle Konstellation: Der Hochschulpräsident mit der längsten Amtszeit in Deutschland wurde über mehr als zwei Jahrzehnte von einem annähernd ebenso hartnäckig im Amt verweilenden Fachbereichssprecher des Fachbereichs Maschinenbau und Chemieingenieurwesen begleitet. |
Auch als Präsident hielt der Ingenieur Rolf Dalheimer immer Kontakt zur Technik, allerdings mit "gestalterischer Komponente" (man beachte die Weißwandreifen) |
Der Präsident der FH und der Sprecher des Fachbereichs in den siebziger Jahren (links) und bei der Verabschiedung von Prof. Wiebe im Jahre 1996 (rechts) |
2.Balance
Für das Gleichnis "Balance" gibt es in der Technik ein sehr einfaches Modell. Das nebenstehend zu sehende (möglichst reibungsfrei gelagerte) Pendel befindet sich in stabiler, aber "trauriger" Situation. Im Gegensatz dazu ist das unten dargestellte "Pendel in aufrechter Haltung" ausgesprochen instabil und kann nur durch ständige Aktionen in dieser Lage gehalten werden. Um diese Lage zu halten, ist eine über Jahre erprobte Abstimmung erforderlich. Ein Wechsel des "Jongleurs" auf der linken Seite führt zu erheblichen Störungen des Gleichgewichts, die Folgen eines Wechsels auf der rechten Seite sind unbekannt (bzw. wegen zu langer Zeit in Vergessenheit geraten). Deshalb hat der Fachbereich Maschinenbau und Produktion vorgebaut und im Labor für Steuerungs- und Regelungstechnik eine Computersteuerung des "aufrechten Pendels" entwickelt. |
Das Pendel in vertikaler Lage, Lager oben:
Stabil,
KEINE |
Der kluge Fachbereich baut vor!
  Die "Geheimwaffe" für die Zukunft ist die vom Computer ga-rantierte "aufrechte Haltung" mit automatischer Aufrichtung nach besonders heftigen Störungen |
3. Reibung
In Physik und Technik wird zwischen äußerer und innerer Reibung unterschieden. Abhängig davon, ob man Präsidialverwaltung und Fachbereich als sich berührende Körper oder als Einheit auffasst, hat es äußere oder innere Reibung gegeben, in jedem Fall aber genug! |
Reibung
Die Wärme verfliegt i. a. sehr schnell, Verschleiß ist nachhaltig. Gute Schmierung kann die Reibung wesentlich reduzieren. |
Die Analogie ist erstaunlich, wenn man die (wohl beabsichtigte)
Übereinstimmung der Symbolik im Stellengliederungsplan der FH Hamburg
mit den Formelzeichen der Naturwissenschaft und Technik beachtet (F
für Kraft, M für Masse). Auf den beiden folgenden Seiten
wird ein einfaches Beispiel der Statik analysiert:
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4. Bewegung: Der STICK-SLIP-Effekt
Bei Werkzeugmaschinen kann man zwischen relativ zueinander bewegten Bauteilen den sogenannten STICK-SLIP-Effekt beobachten. Bei diesen recht komplizierten Systemen ist der Reibungsbeiwert abhängig von der Geschwindigkeit und im Falle des Stillstands von der Stillstandszeit. Das Modell des Masse-Feder-Dämpfer-Kraft-Systems ist in der oberen Skizze auf der folgenden Seite zu sehen: Zwischen F und M gibt es Zwischenglieder, die hier rein zufällig aber durchaus zulässig als Federn und Dämpfer angenommen wurden (F1 bis F3 bzw. FL ). Wenn nun F über F1 , F2 und F3 an M zieht, werden diese gestreckt, bis der Reibungsbeiwert der Ruhe (die Haftreibkraft) überwunden ist. Gelingt dies, beschleunigt M überproportional (möglich, weil mit zunehmender Geschwindigkeit der Reibungsbeiwert abnimmt), gegebenenfalls dämpft FL etwas, auf jeden Fall werden F1 , F2 und F3 zusammengedrückt, was diese vielleicht als unangenehm empfinden, F aber als Entlastung spürt. Je nach Abstimmung des Systems gibt es drei prinzipiell verschiedene Verhaltensweisen von M (auf der folgenden Seite im unteren Bild dargestellt):
5. Zusammenfassung Schon lange vor der Ruck-Rede des letzten Bundespräsidenten hat der Präsident der Fachhochschule Hamburg, Prof. Dr.-Ing. Rolf Dalheimer, mit immer neuen Anstrengungen versucht, M zu bewegen, so mancher Ruck ist ihm gelungen, manche gleichförmige Bewegung ist entstanden. Dafür gebührt ihm Dank, mit dem die Bitte verbunden ist, M die Aktionen zur Vergrößerung des Gewichts und die Neigung zum überproportionalen Beschleunigen, zum Überschwingen oder zur Reibungsbeiwert-Erhöhung nachzusehen. Abschließend ein Hinweis an den neuen Präsidenten: Eine Vermeidung des Ruck-Gleitens ist nur möglich, wenn Reibungsbeiwert, Federn und Dämpfer (F1 bis F3 bzw. FL ) sorgfältig abgeglichen werden, was schwierig bis unmöglich ist. Die Werkzeugmaschinenhersteller sind den wohl einzig erfolgversprechenden Weg gegangen und haben das Prinzip geändert: Durch Übergang von der Gleit- zur Wälzbewegung wird der Bewegungswiderstand sehr klein, das Ruck-Gleiten verschwindet sogar ganz. Allerdings erhöht sich die Gefahr des Überschwingens, die jedoch durch die üblichen und unvermeidlichen F3-Restriktionen in natürlichen Grenzen bleibt. |
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