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1952: Schiffbau, von Danzig nach Hamburg


Heinrich Berg - Schiffbau, Untermieter am Berliner Tor

Im Jahre 1895 wurde in Hamburg eine Schiffbauschule gegründet, angegliedert an die bestehende Maschinenbauschule. Die Absolventen sollten Stellungen als Betriebsleiter oder Techniker im Konstruktionsbüro übernehmen. Eine Abgrenzung gegenüber den Technischen Hochschulen war bewußt vorgesehen, weil Diplomingenieure nach Ansicht der Werften für praktische Arbeiten überqualifiziert waren.

Neben dieser Ausbildung an der Ingenieurschule wurde ein gutes halbes Jahrhundert später an der Universität Hamburg ebenfalls ein Schiffbau-Studiengang eröffnet - nach dem II. Weltkrieg in der Nachfolge der 1904 gegründeten Königlichen Technischen Hochschule Danzig (THD).

Dipl.-Ing. Heinrich Berg berichtet über die Entwicklung dieses Schiffbau-Studiums bis zur Übergabe an die TU Hamburg-Harburg (TUHH):

"Nachdem die Ausbildung zum Schiffbau-Ingenieur nach Kriegsende in Danzig nicht mehr möglich war, wurde das Studium ab 1951 in Hannover, an der damals nördlichsten Technischen Hochschule, aufgenommen. Da die Schiffbau-Professoren fast alle auch noch einer anderen Berufstätigkeit nachgingen, vorzugsweise in Hamburg, und sie demzufolge weder Lust noch Zeit hatten, viel zwischen Hamburg und Hannover hin- und herzupendeln, wurde per Staatsvertrag festgelegt, dass die Schiffbau-Studenten nach dem Vordiplom ihr Studium in Hamburg am Institut für Schiffbau abschließen. Ein Institut - als Gebäude - sollte dazu neu gebaut werden. Es wurde aber erst 1960 am Lämmersieth/Hamburg-Barmbek eingeweiht.

So zogen 1952 die ersten vordiplomierten Schiffbau-Studenten als Untermieter der Ingenieurschule am Berliner Tor ein. Sie waren eingeschrieben an der Universität Hamburg, machten ihr Diplom-Examen an der TH-Hannover und studierten in der Ingenieurschule am Berliner Tor. Mit den dortigen Studenten herrschte ein freundschaftliches Verhältnis.

1960 erfolgte der Umzug nach Hamburg-Barmbek. 16 Jahre später, 1976, ergab sich eine neue, diesmal intensivere Verbindung zwischen dem Institut für Schiffbau und der Ingenieurschule durch die Einführung des Y-Modells für das Schiffbau-Studium. Bei diesem Modell wurden sowohl Abiturienten, als auch Bewerber mit Fachhochschulreife zum Studium zugelassen. Die Grundlagenfächer wurden vorzugsweise an der Fachhochschule gelesen und nach dem Vordiplom erfolgte eine Teilung in einen kürzeren, praxis-orientierten und einen längeren, theorie-orientierten Zweig. Beide Richtungen wurden etwa gleich stark frequentiert. Das Schiffbau-Studium war also ein Zwitter aus Fachhochschul- und Universitäts-Studium.

Nach der Gründung der TUHH gab es Bestrebungen, diesen einzigen technischen Studiengang der Universität Hamburg der TUHH anzugliedern. Aber erst 1998 wurde diese Verlagerung durchgeführt. Die Fachhochschule beschloss ihren Ausstieg aus dem gemeinsamen Studiengang, und bis September 2005 sollen alle Studenten des hochschulübergreifenden Studiengangs ihr Studium beendet haben, so dass das - nach Ansicht vieler bewährte - Y-Modell nach fast 30 Jahren beendet sein wird."