Mathematik

Billige Entschuldigung

Dies ist eine recht persönliche Sicht auf die Mathematik, mittels spezieller Personen, die als Stellvertreter für die Geschichte der Mathematik stehen sollen. Die Liste ist extrem einseitig und unvollständig. Es fehlen z.B. Größen wie Euklid, Pythagoras, Archimedes, Alchwarizmi, Galois, Poincaré, Cantor und viele mehr. Gottfried Wilhelm Leibniz aber ist immerhin in der Sektion "Informatik" zu finden. Die Personen wurden u.a. deshalb ausgewählt, weil sie Bindeglieder zur Physik oder Philosophie darstellen, bzw. Grenzbereiche der Mathematik erforschten, d.h. da zu Gange waren, wo das alles wieder sehr interessant wird ...

René Descartes

Philosoph, Mathematiker (1591-1661)
Bahnbrechende Wirkung auf die gesamte Philosophie der Neuzeit. Hat wesentlich an der Herausbildung des neuzeitlichens  Denkens mitgewirkt.
Bekanntester Ausspruch. "Cogito, ergo sum" - Ich denke (zweifle), also bin ich.
Sein Name ist in der Mathematik u.a. in den "kartesischen" Koordinatensystemen verewigt, die "natürliche" Art der Koordinatisierung in flachen (eulidischen) Räumen - als Abgrenzung zu einer räumlich nicht konstanten Koordinatisierung, wie z.B. bei den Polar-Koordinaten für rotationssymmetrische Probleme oder besonders auch bei den "gekrümmten" Koordinaten, wie man sie spätestens in gekrümmten Riemannschen Räumen benötigt.

Carl Friedrich Gauss

Mathematiker, Astronom, Physiker (1777-1855)
Begründer der modernen Zahlentheorie.
Gauss ist in Braunschweig geboren und aufgewachsen. Mit 9 Jahren bekommt seine Klasse vom Lehrer die Aufgabe, die Zahlen von 1 bis 60 zu summieren. Wenige Augenblicke später hat Gauss das Ergebnis bereits berechnet, indem er nicht stur die Zahlen nacheinander addierte, sondern bemerkte, dass die Addition der 1 und der letzten Zahl 60 und aller entsprechenden Paare immer 61 ergibt, also 30 mal 61 = 1830.
Auch später erwies sich Gauss als eines der größten Genies seiner Zeit. Und das nicht nur im Bereich der Mathematik. U.a. versuchte er (lange vor Albert Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie) experimentell zu bestimmen, ob der Raum, in dem wir leben, eben ist oder gekrümmt, indem er das Riesendreieck Brocken-Hohenhagen-Inselberg ausmaß. Auch wenn wir heutzutage annehmen, dass das Weltall gekrümmt ist, so ist das irdische Dreieck doch noch zu klein, um die Abweichung von der ebenen Geometrie nachweisen zu können. Die von Gauss entwickelten mathematischen Methoden sind aber auch heuzutage noch in vielen physikalischen Bereichen anzutreffen, von der Elektrodynamik bis zur Elementarteilchen-Theorie.

Bernhard Riemann

Mathematiker (1826-1866)
Mitbegründer der Theorie der komplexen Veränderlichen (Funktionentheorie), grundlegende Arbeiten über nicht-euklidische Geometrien. Seine Arbeiten sind wichtige Voraussetzungen sowohl für die Formulierung von Albert Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie als auch für die Quantenfeldtheorie zur Beschreibung der Elementarteilchen ...

David Hilbert

Mathematiker (1862-1943)
Von David Hilbert stammt der Ausspruch, dass die Physik für die Physiker ja eigentlich viel zu schwer sei (und sie deshalb in die Pflege von Mathematikern gehöre).
Hilbert ist, wie Kant, in Königsberg geboren und aufgewachsen. Dort hat er auch studiert und wurde Privatdozent. In dieser Zeit hat er neue Ideen zur algebraischen Geometrie entwickelt. 1895 wurde er nach Göttingen berufen. Dort blieb er bis zu seinem Tod. Auch wenn sich David Hilbert oft mit Fragen der Physik beschäftigte, so blieb er doch ein "reiner" Mathematiker, dh. die Mathematik war für ihn immer das zentrale Maß der Dinge.
Im Jahr 1900 hielt Hilbert beim Internationalen Mathematiker-Kongress in Paris seine berühmte Rede, in der er 23 mathematische Probleme vorstellte, die bis heute die mathematische Forschung beschäftigen.
Als die Nationalsozialisten nach 1933 die Universität Göttingen radikal von Juden und sonstigen unliebsamen Personen "gesäubert" hatten, wurde Hilbert vom Reichkulturminister Rust gefragt. "Stimmt es denn wirklich, Herr Professor, dass Ihr Institut durch den Weggang der Juden und Judenfreunde so gelitten hatte." Worauf Hilbert ihm, ungeniert wie immer, antwortete: "Gelitten? Das hat nicht gelitten, Herr Minister. Das gibt es doch gar nicht mehr!
Heutzutage ist David Hilbert einem weiteren Kreis u.a. bekannt durch
* die Hilbert-Räume in Quanten-Mechanik und verwandten Disziplinen
* die beiden Bücher "Courant / Hilbert : Mathematische Methoden der Physik".

Bertrand, Earl Russell

Philosoph, Mathematiker, Schriftsteller (1872-1970)
Entstammt einer der berühmtesten liberalen Familien Englands. Studierte Mathematik und Sozialwissenschaften. Tummelte sich im Laufe seines langen Lebens auf vielen (intellektuellen Schlacht-) Feldern. Verfasste in den Jahren 1910-1913 zusammen mit A. N. Whitehead eine grundlegende Arbeit zur mathematischen Logik, die "Principia mathematica". Kam während des 1. Weltkrieg wegen Aufforderung zur Kriegsdienstverweigerung ins Gefängnis. Lehrte später an verschiedenen Universitäten in der ganzen Welt. Erhielt 1950 den Nobelpreis für Literatur. War Initiator des nach ihm benannten Tribunals gegen den Krieg der Amerikaner in Vietnam.
Immer noch lesenwerts ist seine "Philosophie des Abendlandes" und besonders seine drei-bändige "Autobiographie", die bei ihrem Erscheinen (nicht nur in Hochadels-Kreisen) für viel Wirbel sorgte.

Kurt Goedel

Mathematiker (1906-1978)
Einer der bedeutendsten Logiker des 20. Jahrhunderts.
War ab 1926 Mitglied des neo-positivistischen "Wiener Kreises " um Moritz Schlick. Wurde in den 30er Jahren berühmt durch seinen "Gödel'schen Unvollständigkeitssatz", der besagt, dass kein formales System, das bedeutende Teile der Mathematik enthält, seine eigene Widerspruchsfreiheit beweisen kann, dass es also mathematische Aussagen gibt, für die man innerhalb eines abgeschlossenen mathematischen Systems nicht beweisen kann, ob sie wahr oder falsch sind.
Gödel wanderte nach dem "Anschluss Österreichs" in die USA aus, wo er u.a. mit Albert Einstein und John von Neumann zusammenarbeitete. Einem größeren Publikum bekannt wurde Gödel durch das Buch "Gödel Escher Bach. Ein endlos geflochtenes Band", das D. R. Hofstadter 1979 veröffentlichte, ein Jahr nachdem Gödel an Unterernährung gestorben war, nach jahrzehntelangen gesundheitlichen Problemen, vor allem psychischer Art.