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1999: Rede zu Frauen und Technik


Jana Lütkens - Frauen und Technik

Auszüge aus Rede von Jana Lütkens zur Diplomzeugnis-Übergabe am 10. November 1999 an der TUHH:

"Die richtigen Worte für so ein wichtiges Ereignis zu finden ist nicht einfach. Zu guter letzt habe ich mich dazu entschlossen aus meiner Zeit an der TUHH zu erzählen.

Angefangen hat unsere gemeinsame Vergangenheit schon vergleichsweise früh, nämlich in der 10. Klasse, als ich mein Berufspraktikum in einem Labor der TUHH auf der Peute in Georgswerder absolvierte. Es war Liebe auf den ersten Blick. Der Zweite Kontakt fand zwei Jahre später bei einer Informationsveranstaltung unter dem Motto "Mädchen und Technik" statt. Trotz leiser Bedenken wegen der Härte des geschilderten Studiums, war die Bewerbung um einen Studienplatz im Bereich Verfahrenstechnik an der TUHH damals für mich beschlossene Sache. Nach dem der Numerus Clausus erfolgreich bewältigt war stand einer gemeinsamen Zukunft mit der TUHH nun nichts mehr im Wege.

Das Thema "Frauen und Technik" ist während meines ganzen Studiums immer Thema geblieben. Egal, ob es dabei darum ging, von einigen Unternehmen als Praktikantin wegen fehlender zweiter Toilette abgelehnt zu werden oder sich gegen bestimmte Meister, Professoren und Assistenten zu behaupten, die mit Frauen im "typischen Männerberuf Ingenieur" Schwierigkeiten hatten.

Die TUHH gab mir nicht nur die Chance, eine sehr gute Ausbildung zu erhalten; sie verschaffte mir auch die Möglichkeit für eineinhalb Jahre in Schweden zu studieren. Als eines von zwei "Versuchskaninchen" habe ich in Göteborg meinen Master of Science abgeschlossen und so zusammen mit dem Diplom der TUHH eine Doppelqualifikation erhalten.

Das Studium im Ausland auf Englisch in einer internationalen Gruppe hat mir viel gebracht. Gerade die Internationalität des Teams war eine der Herausforderungen, welche kreative und unkonventionelle Lösungen erforderte. So konnten wir eine Gruppenarbeit zwischen zwei strenggläubigen Moslems und den Frauen des Teams erst nach mehreren gemeinsamen Kochabenden verwirklichen.

Zum Abschluss des Studiums gab mir die TUHH die Möglichkeit, meine Diplomarbeit im praktischen Arbeitsfeld, Industrie zu verankern. Dieser Chance verdanke ich meine heutige Anstellung, denn Firmen nutzen diesen Wissenstransfer, um neue Mitarbeiter zu werben und engere Kontakte zu Universitäten zu knüpfen.

Die Frage "Was also kommt nach meiner Meisterprüfung / Diplomprüfung", kann ich in meinem Fall so beantworten: Eine Anstellung in einer großen Konsumgüterfirma, für die ich in einem internationalen Ingenieurstab arbeite. Hier betreue ich fünf Werke Europa weit bezüglich Wasserkreislaufoptimierung und dem Einbau von Chemikaliensystemen. So kann ich Vieles von dem, was ich in meinem Studium Umweltschutztechnik und Biologische Verfahrenstechnik gelernt habe, "endlich" in der Praxis umsetzen."