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Eine ganz besondere Karriere Georg von Tiesenhausen (Jahrgang 1914) gehörte zu den Studenten, die während ihres Studiums zur Wehrmacht einberufen und an die Ostfront geschickt wurden. Doch er hatte Glück im Unglück. Weil Ingenieure gebraucht wurden, durfte er sein Studium fortsetzen. “Wir standen 40 km westlich von Moskau”, schrieb er, “und innerhalb von drei Tagen war ich plötzlich wieder Student in Hamburg. Wir studierten äußerst intensiv, und ich hatte sehr gute Zensuren, alles andere hätte mich sofort wieder zurück an die Ostfront gebracht.” So gehörte er im Jahre 1943 zu den letzten Absolventen der Ingenieurschule Hamburg vor dem Ende des Krieges. Als Angehöriger der Wehrmacht wurde er unmittelbar nach dem Examen in das Raketen-Entwicklungszentrum Peenemünde abkommandiert. Die Arbeit des jungen Ingenieurs dort endete nach zwei Jahren in der Kriegsgefangenschaft, aus der er allerdings sehr bald entlassen wurde.
1953 folgte Georg von Tiesenhausen einem Ruf nach Huntsville (Alabama, USA) in die Raketen-Entwicklungsabteilung unter Leitung von Dr. Wernher von Braun, aus der 1960 die NASA hervorging.
Von Anfang an war er bei der Entwicklung des Weltraumprogramms für besonders wichtige Komponenten, insbesondere die Startmechanismen, zuständig. “Der Haltemechanismus für die
Mondrakete Saturn V”, schreibt von Tiesenhausen, “musste diese gegen den vollen Schub für 3 Sekunden festhalten und dann innerhalb einer 1/10 Sekunde freigeben. Ich konstruierte ihn nach
dem Prinzip des alten deutschen Bierflaschenverschlusses. Es war mein erstes amerikanisches Patent.”
Meiner Ausbildung verdanke ich fast alles
Dozent an der US Advanced Space Academy
Ingenieur aus Leidenschaft, ist sicher eine treffende Charakterisierung für diesen außergewöhnlichen Menschen, vielleicht sagt aber eine Bemerkung seiner Frau, mit der er seit über 60 Jahren verheiratet ist, noch mehr: “Georg, Du hast in Deinem Leben niemals richtig gearbeitet. Du hast viel Spaß gehabt. Eigentlich hast Du immer nur gespielt.”
... und immer noch gefragt und beliebt Anlässlich der feierlichen Verabschiedung der Absolventen des Jahrgangs 2006 der Capitol High School in Tuscaloosa war Georg von Tiesenhausen gebeten worden, die Festansprache zu halten. Er kam dieser Bitte gern nach, obwohl die Veranstaltung genau auf seinen 92. (!!) Geburtstag fiel. Man überraschte ihn mit einer wunderschönen Torte, auf der deutlich dargestellt war, welche seiner Ingenieurleistungen sicher eine der spektakulärsten war.
Aber es ist wohl besonders erstaunlich, dass Georg von Tiesenhausen auch mit 92 Jahren immer noch regelmäßigen Verpflichtungen in der Space Academy nachgeht. “Meine Klassen wechseln jede Woche, und sie kommen aus vielen Ländern. Das macht die Sache interessant. Anbei ein Bild von meiner Klasse aus Taiwan”, schrieb er in einer E-Mail, an der das nebenstehend zu sehende Bild hing.
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